10 Gedanken zu “Internet 2.0 & Daten-Märkte

  1. Daten waren und sind schon immer ein wichtiges Handelsgut gewesen. Entscheidend wird auch in Zukunft die Qualität der Daten sein. Dazu muss in der gesamten Unternehmung klar sein, was Datensätze beinhalten müssen, in welcher Form sie dargestellt werden, welche Regeln eingehalten werden müssen, was systemseitige Vorgaben angeht und ob alle Unternehmensbereiche die gleichen Vorgaben ebenso umsetzen.

    Dass das Internet schlauer wird, und Schädlinge selbständig abwehrt, ist meiner Ansicht nach ein Wunschdenken. Eine immer größere Kontrolle der Inhalte und der Datenwege durch Regierungen ruft auch immer mehr „Aggressoren“ wie etwa das Kollektiv Anonymous auf den Plan, mal mit heeren Zielen, mal mit purer Schadenfreude. Leider ist die Struktur des Internets noch lange nicht so weit, zwischen guter und schlechter Intention eines „Nutzers“ zu unterscheiden. Am Ende ist es immer der End-Nutzer, der auf den „Enkel-Trick“ in digitaler Form hereinfällt…

  2. Welche Schlauheit ist gemeint, die das Internet gewinnen wird? Wer wird beim Datenhandel wie profiteren, wovon genau?
    Ich befürchte, hier wird es oft auf Kosten einzelner Freiheiten „voran“ gehen.
    Liberalismus bedeutet für mich nicht, dass man das alles darf weil man das alles kann. Ich sehe uns aber auf diesem Weg.

    Durch Twitter & Co entsteht aktuell der Eindruck, das web2.0 würde den Menschen Macht zurückgeben. Es kann Mubarak und Gaddafi stürzen, Konzerne und Marken zum Wackeln bringen. Doch das ist nur ein kurzlebiger Vorsprung. Alle Institutionen wappnen sich gegen diese digitale Basis-Unterwanderung und bauen ihrerseits starke, ausdauernde Werkzeuge zur Abwehr der Bedrohungen auf. Das Internet wird nicht von alleine freier oder sicherer. Es wird immer mehr beeinflusst von Kräften, die einen längeren Atem haben als eine „spontane Bewegung“.

    Hier sehe ich die politische Herausforderung von heute: den Einzelnen schützen vor der Macht großer Strukturen und ihm seine Freiheit zum Leben, Denken und Handeln bewahren.

    • Vielen Dank für den sehr inspirierenden Beitrag Herr Apel. Es läuft auch bei dieser Debatte, wie bei vielen anderen, sicherlich auf die Frage Freiheit vor Risiko oder Risikominimierung durch einschränken von Freiheiten hinaus.
      Aus meiner Sicht kann es hierzu allerdings nur eine plausible Antwort geben. Nämlich die der Prävention.

      Bei zentralen Themen in unserer Gesellschaft ist es versäumt worden, durch eine ausgiebige Präventionsstrategie den Einzelnen vor Schaden zu bewahren. Hierin sehe ich vordergründig die Aufgabe der Politik, durch Aufklärung den Bürger zu schützen. Was der Staat aber niemals verhindern kann, ist das Einzelne immer auf Nepper, Schlepper und Bauernfänger hereinfallen werden. Um es mit anderen Worten zu sagen: Die Kaffeefahrtenteilnehmer dieser Nation werden wir nicht beschützen können.

      • Da sind wir bei einander, Herr Fuchs, wir können nicht alle davor beschützen, Dummheiten zu begehen. Aber ist das die einzige Alternative? Und wo geht Dummheit los? Hinter der unseriösen Kaffeefahrt oder direkt davor? Kaffeefahrt-Organisatoren sehen das ggf. anders als Sie und ich.
        Aus meiner Sicht werden sich die Machtverhältnisse zwischen Individuum und „großer Organisation“ weiter zu Ungunsten des Einzelnen verschieben, das basisdemokratische SocialWeb2.0 ist nur eine Episode, der Zug fährt in die andere Richtung. Und er fährt schnell, so schnell, dass wir mit Prävention gar nicht hinterherkommen.
        Mir geht es nicht um den Kaffeefahrt-Organisator, sondern um Pensionskassen, Finanzämter, Brüsseler Behörden, Banken, Automobilhersteller etc. etc. , große Einheiten.
        Ich sehe die Gefahr, dass zunehmend Freiheiten von Einzelnen bedroht werden durch solche Entwicklungen. Es wird immer mehr geregelt und normiert und eingeengt und auf Durchschnittsbürger gestutzt. Extrawürste werden vom Rost genommen, Individualität verschwindet. In Teilen verständlich (Bevölkerungswachstum), aber resignierend hinnehmen mag ich es nicht.

  3. Allein bei der Menge an Daten, die in den Weiten des Netzes gespeichert sind, und sich durchaus auf legalem und illegalem Weg zu Geld machen lassen, ist doch davon auszugehen, dass das Internet mögliche Schädlinge erst anzieht.

    Sicher werden wir die Gefahren verstehen lernen (wie das Risiko des Datenmissbrauchs oder die Glaubwürdigkeit von Informationen und deren Quelle) und das Internet wird sich weiterentwickeln. Aber die Gefahren, die der menschliche Einfluss auf das Internet hervorbringt, werden weiterhin bestehen bleiben. Daran kann selbst ein sich stetig weiterentwickelndes und schlauer werdendes Internet nichts ändern. Kein System – auch nicht das Internet – ist in der Lage, Schädlinge von sich aus abzuwehren, solange Anreize bestehen, dass System zu umgehen.

    • Buchdruck? Nicht alles, was hinkt ist ein Vergleich! Mit dem Argument können Sie auch schnelle Brüter, ungezügelte Genom-Manipulation und Fortfall aller Datenschutz-Regeln verkaufen. Ich denke, das Thema muss man differenzierter angehen und stimme Herrn Nienaber zu.

  4. Vielen Dank für Ihr Statement Herr Apel. Die von Ihnen geforderte Differenzierung liegt meiner Aussage zu Grunde. Lassen Sie mich diese aber bitte noch explizieren, da ich sie anscheinend zu gut versteckt habe.
    Kulturell wirklich einschneidende Technologien wie der Buchdruck, der Fotoapparat, das Fernsehen und vor ca. 10 Jahren das Internet sollte man aus meiner Sicht möglichst wenig reglementieren und hier den Kräften der Selbstregulierung eher vertrauen, als durch zu enge Rahmen die Entwicklung zu hemmen.
    Ãœber Schnelle Brüter, ungezügelte Genom-Manipulation und Datenschutz-Regeln kann man sicherlich trefflich diskutieren, allerdings haben bei weitem nicht alle Zugang und Verständnis für diese Technologien. Deshalb darf aus meiner Sicht hier auch eher der „Schutz der Bürger“ im Vordergrund stehen, als eine sich selbstüberlassende Wissenschaft oder Wirtschaft.

    • Der „Schutz des Bürgers“ ist nicht zwangsläufig gleichzusetzen mit der „Bevormundung des Bürgers“. Das Internet birgt Gefahren und Risiken und wächst in seiner Komplexität beinahe täglich. Setzt man sich aber aktiv damit auseinander, lassen sich diese Gefahren minimieren – man sollte schließlich wissen, was man da im Internet tut.

      Ich sehe dort viel weniger den Staat oder sonstige Regulatoren in der Pflicht, die Freiheit im Internet zugunsten der „Sicherheit“ zu beschneiden, als vielmehr den Nutzer selbst. Es muss sich ein Bewusstsein für die Mechanismen des Internets entwickeln. Denn auch wenn wir den Buchdruck unbeschadet überstanden haben, wurde auch Gutenbergs Idee missbraucht z.B. zur Agitation und Propaganda. Genau wie beim Internet haben aber die gesellschaftlichen Vorteile klar überwogen und eine restriktive „Buchpolitik“ (sehen wir mal von der Buchpreisbindung ab) würde dem gesellschaftlichen Fortschritt massiv im Wege stehen.

      Gerade die Freiheit des Internets macht es wertvoll für die Gesellschaft und fördert deren Entwicklung. Jedoch werden Schädlinge weder von selbst abgewehrt, noch von stark einschränken Nutzungsbestimmungen seitens der Behörden, des Staates oder einzelner Unternehmen. So wie das Internet der Zusammenschluss aller Menschen über Staatsgrenzen hinweg ist, sind auch die Menschen dafür verantwortlich sich zu schützen oder wenigstens mit der Thematik auseinander zusetzen, damit nicht Unwissenheit „Schädlinge“ erst anzieht.

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